Gefühle sind wertvolle Botschafter unseres Inneren – sie sind die Sprache, mit der unser Körper kommuniziert. Unsere Gefühle weisen uns den Weg zu einem authentischen und selbstbestimmten Leben. Doch obwohl es im Allgemeinen eine gute Idee ist, uns für unsere Gefühle zu öffnen und ihnen zu folgen, gibt es einen wichtigen Disclaimer, auf den ich hier genauer eingehen möchte. Nicht alle Gefühle kommen von unserem "wahren" oder "hohen" Selbst. Einige Gefühle entstehen aus wiederkehrenden Denkmustern oder unverarbeiteten Traumata, die uns von unserer wahren Essenz entfernen. Aber wie erkennen wir den Unterschied?
Die Bedeutung des „wahren Selbst“
Das „wahre Selbst“ – ein zentraler Begriff aus IFS (Internal Family Systems Therapy) – ist der Kern unseres Bewusstseins, unser authentischstes Sein. Es ist der Teil in uns, der von Qualitäten wie Akzeptanz, Gelassenheit, Weisheit und Mitgefühl geprägt ist. Dieses Selbst ist immer da, unverändert und unerschütterlich, auch wenn wir uns dessen nicht immer bewusst sind. Spirituell gesehen könnte es so etwas sein wie unsere Anbindung an Gott oder unsere Seele.
Negative und schwierige Gefühle wie Wut, Einsamkeit, Verzweiflung oder Angst weisen oft darauf hin, dass wir uns von diesem wahren Selbst entfernt haben. Doch statt solche Emotionen als Zeichen des Scheiterns oder Untergangs zu interpretieren, können wir sie als Wegweiser nutzen. Sie zeigen uns, wo Heilung erforderlich ist – wo wir nicht in Einklang mit uns selbst sind.
Authentische Gefühle vs. emotionale Muster
Wie also unterscheiden wir Gefühle, die aus unserem „wahren Selbst“ stammen, von solchen, die aus traumatischen Erfahrungen oder ungesunden Denkmustern hervorgehen?
Gefühle aus dem wahren Selbst: Diese Emotionen haben eine klare, ruhige Qualität. Sie bieten Einsichten, laden uns zur Reflexion ein und sind oft von einer Grundstimmung des Friedens begleitet, selbst wenn die Situation schwierig ist. Solche Gefühle sind konstruktiv – sie fördern Wachstum und authentisches Handeln.
Gefühle aus traumatischen Mustern: Diese Emotionen sind oft intensiv, wiederkehrend und reaktiv. Sie können sich erdrückend oder festgefahren anfühlen und führen häufig zu impulsiven Handlungen, die den Schmerz nur weiter verstärken. Wut, Scham, Schuld oder Panik können oft auf unverarbeitete Erfahrungen zurückzuführen sein, die Heilung und Mitgefühl benötigen.
Wie gehen wir mit schwierigen Gefühlen um?
Es ist wichtig zu verstehen, dass negative Emotionen nicht ignoriert oder unterdrückt werden sollten. Statt auf sie zu reagieren oder sie als „Wahrheit“ zu akzeptieren, können wir uns fragen:
„Was möchte mir dieses Gefühl zeigen?“
„Wo fühle ich mich nicht authentisch oder verbunden?“
„Welche alten Muster oder Traumata könnten hier eine Rolle spielen?“
Der Schlüssel liegt darin, schwierige Gefühle nicht als Handlungsanweisung zu sehen, sondern als Einladung, hinzuschauen und zu heilen. Gefühle, die aus unverarbeiteten Wunden stammen, wollen uns nicht zerstören – sie weisen uns den Weg zu uns selbst.
Gefühle als Wegweiser nutzen
Auf unsere Gefühle zu hören, ist essenziell – sie sind das Kommunikationsmittel unseres Körpers und unserer Seele. Doch es braucht Unterscheidungsvermögen, um zwischen authentischen Gefühlen und jenen, die aus schmerzhaften Erfahrungen stammen, zu unterscheiden. Indem wir schwierige Emotionen als Chance zur Heilung sehen, können wir eine tiefere Verbindung zu unserem wahren Selbst herstellen. Und genau dort, in diesem Kern, finden wir Frieden, Weisheit und das Potenzial für ein erfülltes Leben.
댓글